Die haben echt was drauf in Vellahn
Knapp 180 Fahrer zeigen sich beim norddeutschen ADAC Motocross Cup begeistert von Strecke in der Heide
Vellahn: „Eine top vorbereitete Strecke und Veranstaltung“, war man im Fahrerlager und bei den Sportkommissaren nach den Läufen zum norddeutschen ADAC Motocross-Cup (NMX) in der Vellahner Heide voll des Lobes. Von nichts kommt nichts: Das Team vom gastgebenden MC Vellahn hatte sich in der sechswöchigen heißen Vorbereitungsphase mächtig ins Zeug gelegt. „Wir haben das behandelt wie eine Weltmeisterschaft“, unterstrich der sportliche Leiter Thomas Herr.
Das galt zum einen für die Strecke und zum anderen für das Thema Sicherheit. Neue Geländer und ein zweiter Tunnel wurden gebaut. Der erlaubt es den Fahrern, sich auch während eines laufenden Rennens frei zu bewegen. Die Bedingungen waren am ersten Renntag zunächst nicht ganz so einfach, nachdem es die Nacht über ausgiebig geregnet hatte. „Gerade für die Kleinen war das im Training heute Morgen recht schwierig. Aber sie haben das gut gemeistert“, lobte Herr. Der Sonnenschein tat ein übriges. Lediglich ein paar Pfützen am Rande wiesen noch auf das nächtliche Donnerwetter hin.
Die „Kleinen“, das waren die Youngster, die auf ihren 50-ccm-Maschinen den Anfang machten. Die erste Holeshot-Prämie für den schnellsten Start sicherte sich Leif Silas Tabel vom MCM Malente. Danach ging ihm zwar in Führung liegend der Motor aus, so dass er rund 30 Sekunden einbüßte und „nur“ Zweiter wurde, aber schon am Mikrofon von Streckensprecher Horst Kaiser folgte die Kampfansage. Und der Landesmeister von Schleswig-Holstein ließ den Worten entsprechende Taten folgen, gewann den zweiten Lauf und damit auch die Tageswertung. „Die haben echt was drauf, die Jungs hier“, zeigte sich Papa Bernd Tabel sehr angetan vom Vellahner Gelände. „Total happy“ war Viola Wendt. Die Neunjährige aus Alveslohe zeigte so manchem von den Jungs ihr Hinterrad und schaffte mit zwei dritten Plätzen den erhofften Sprung aufs Treppchen. Souveräne Sieger kennzeichneten das Geschehen in den übrigen drei Klassen an diesem ersten Tag. Jannes Wittig (Bremervörde/65 ccm), Michael Pietsch (Großenbrode/Senioren 40) und Adrian Panyr (Nordhorn/ MX2) ließen mit jeweils zwei Laufsiegen keinerlei Zweifel am Ausgang der Tageswertung aufkommen. Lokalmatador Michel Meletzki (Strohkirchen) haute nach verpatztem ersten Start im zweiten Lauf der MX2 noch richtig einen raus und kämpfte sich so auf Gesamtplatz fünf vor.
Auch Henry-Pascal Kucz (Wölzow) durfte mit seinem neunten Platz bei den 85ern (Fünfter in der LM-Wertung), die den zweiten Renntag eröffneten, durchaus zufrieden sein. Ohne den Plattfuß im ersten Lauf wäre sicher mehr drin gewesen. Bärenstark präsentierte sich in dieser Klasse der Eggesiner Erik Lange, der der Konkurrenz keine Chance ließ. Bei den Senioren 50 gab Jens Zeidler-Rauten (Buchholz) den Ton an, im Feld der 14 Damen war Anna Schimmer (Römstedt) die klare Nummer eins. In den Rennen dieser gemeinsam gestarteten Klassen zeigten die Amazonen, was sie motorsportlich drauf haben, sicherten sich in beiden Läufen die Holeshot-Prämie.
Obwohl das Feld bei den Quads mit elf Startern überschaubar ausfiel, kamen die Zuschauer voll auf ihre Kosten. Das lag vor allem an Denny Fraaß (Ludwigslust) und Frederik Dahlgaard, die sich ein packendes Duell mit ständigen Positionswechseln lieferten. Der Däne wurde von den Fans lautstark gefeiert, als er das erste Rennen auf drei Rädern (Radbruch) ins Ziel brachte. Er büßte allerdings so viele Plätze ein, dass ihm selbst der anschließende Lauf-Sieg – diesmal endete der spannende Zweikampf mit hohem Unterhaltungswert erst im Ziel – nur noch zu Gesamtplatz drei hinter Fraaß und dem Hamburger Patrick Marquardt verhalf.
Einen starken Trainingseindruck hatte Denny Wolter hinterlassen.
In der Königsklasse, der MX1, sorgte in erster Linie der Kampf um die Plätze hinter dem souverän auftrumpfenden Franziskus Wünsche (Klüden) für Spannung. Nicht in die Entscheidung eingreifen konnte der Vellahner Hoffnungsträger Toni Hoffmann. Er biss nach einer Trainingsverletzung (drei Zehen gebrochen) zwar auf die Zähne und holte am Sonnabend in Dassow die nötigen Punkte zum Gewinn der MX2-Landesmeisterschaft. Der Sonntags-Start in Vellahn wäre aber des Guten zu viel gewesen, zumal Hoffmann am nächsten Wochenende auch noch den MX1-Titel einfahren will. Erst danach steht die nötige Operation an. Einen starken Trainingseindruck hatte Denny Wolter hinterlassen. Der Wittenburger lag im ersten Lauf voll auf Kurs, wollte dann vielleicht zu viel und stürzte schwer. Aus dem Krankenhaus kam aber schon am Abend die Entwarnung. In der „Röhre“ wurden schwere Prellungen, aber keine Brüche festgestellt (gute Besserung – das gilt auch für alle anderen Gestürzten).
Ein Wort zu den Teilnehmerfeldern. Man war beim MC Vellahn schon ein bisschen enttäuscht, dass der ein oder andere einfach unentschuldigt fern geblieben war, so dass man an beiden Tagen zusammen „nur“ auf 178 Fahrer kam. Etwas mehr hatte man auch in Sachen Besucherresonanz erhofft. Unter dem Strich verfolgten rund 2000 Zuschauer den ADAC Motocross-Cup. „Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht. Wir sind durchaus zufrieden. Zumal sich die Fahrer alle begeistert gezeigt haben. Und wir bleiben natürlich dran, haben noch so einiges vor“, wollte Thomas Herr schon einmal Appetit auf künftige Motocross-Leckerbissen in der Vellahner Heide machen.